Ich bin Esteban, was geht ab?

Esteban mag es schnell und hektisch. Seine Tage sind immer voll verplant und Tempo kennt er nur eins: Vollgas. Morgens früh aufstehen, schnell ein Müesli frühstücken und dann den ganzen Tag auf Achse sein. Im Fitness trainieren, Freunde besuchen, Shoppingtour und Ausflug machen, noch mehr Fitness, schnell etwas essen und weiter geht‘s – tagein, tagaus. Müde wird er nie. Voll Action!

Mit seiner Klickbox knipst er dauernd Selfies mit Türmen. Es gibt ja so viele Türme überall! Kirchtürme, Burgtürme, Aussichtstürme, Hochhäuser sind irgendwie auch Türme… Er sagt: «Schade gibt es in der Schweizkeine Leuchttürme. Das müsste man ändern.»

Weil Esteban Tempo und Hektik liebt, hat er einen Besuch in Bern bisher immer vermieden. Denn er hat gehört, dass dort alles langsamer und gemütlicher sei. Das ist nichts für ihn. Aber das will Aarelina ändern, denn sie ist grosser Fan von Bern. Sie schmiedet einen Plan.

Esteban sammelt nicht nur Turm-Selfies, sondern auch Vogelfedern. Er hat mittlerweile so viele alltägliche wie von Krähen, Amseln, Enten oder Spatzen, dass er diese gar nicht mehr mit ins Sammulseum nimmt. Darin kommen übrigens auch Bussardfedern, solche vom Eichelhäher oder vom Grünspecht vor.

Plötzlich surrt seine Klickbox. Eine Nachricht von Aarelina: «Jöö. Säbelschnäbler gesichtet. Ganz selten. Sofort kommen. Es hat Federn.» Esteban textet neugierig zurück: «Komme sofort! Wohin?» Aarelinas knappe Antwort: «Bern.» «Bern?», denkt Esteban. «Säbelschnäbler? Wie aufregend! Dann halt nach Bern. Voll Action!»

Auch die anderen Zugpferdli haben die Nachricht erhalten und machen sich mit dem Zug auf den Weg nach Bern. Vralpi stellt sich vor, ein Säbelschnäbler müsse ein gefährliches Tier sein, oh neeminee! Vielleicht ein besonders giftiger Skorpion – aber mit Federn? Gottara malt sich aus, bald einem gefährlichen Piraten zu begegnen, dem sie eine besondere Feder aus dem Hut stiehlt. Nur Rhy-Nex weiss, was Säbelschnäbler sind. Aber genau wie seine Freunde ist auch er sehr gespannt.

In Bern dauert es eine Weile, bis alle im Bahnhof die Sitzbank finden, unter der Aarelina auf sie wartet. Zusammen geht’s mit dem Bus durch die Stadt zur Aare. Während der Fahrt will Esteban ständig aussteigen, weil er überall tolle Türme für Selfies sieht. Aber Aarelina lässt ihn nicht entwischen und mahnt: «Sonst sind die Säbelschnäbler schon wieder weg.»

Sie steigen beim Tierpark aus – und staunen: Säbelschnäbler sind elegante Vögel mit nach oben gebogenem Schnabel! Wie praktisch, dass Zugpferdli nach Lust und Laune ihre Grösse verändern können. So warten sie in passendem Format den Moment ab, in dem sie unentdeckt ins Gehege schlüpfen können.

Jetzt! Und schon haben sie eine Feder gefunden! Aber keiner von ihnen hat mit den Flamingos gerechnet. Sie zischen zornig und greifen die Zugpferdli mit ihren spitzen Schnäbeln an. Voll Action! Wer hätte gedacht, dass die pinken Schönheiten so gemein sein können. Esteban pfeift laut und ruft: «Schnell weg hier!» Die Zugferdli fliehen aus dem Gehege, übersät mit Schrammen und Schnabelspitz-Löchern.

Gottara aber hat ausser Schrammen noch etwas anderes mitgenommen. Schmunzelnd präsentiert sie Esteban eine lange, rosa Flamingofeder und sagt: «Wer mich angreift, muss auch Federn lassen! Bombastisch!» Alle lachen, auch vor Erleichterung nach dem Schreck, und Esteban meint überglücklich: «Zwei besondere Federn an einem Tag: Voll Action!»

Auf dem Weg zurück zum Bahnhof darf Esteban endlich überall aussteigen und Selfies klickboxen. Von der Bundeshauskuppel, vom Berner Münster, dem Zytgloggeturm und vielen anderen turmartigen Bauwerken. Am Ende ist sogar er ausnahmsweise mal müde! Was für ein Glück, dass man im Zug so gut schlafen kann.