Ahoi, ich bin Fjørdine

Aarelina ist häufig mit dem Zug IR Aare Linth zwischen Chur und Bern unterwegs. Da gibt es so viele tolle Ortschaften mit gemütlichen Cafés und immer wieder grossartige Aussichten aus dem Fenster. Sie ist besonders begeistert, wenn es Wasser hat. Wenn sie die Aare sieht, die Limmat, den Zürichsee oder die Linth, dann klebt sie am Fenster und klickt wacklige Selfies.

Am allerschönsten findet sie die Strecke entlang des Walensees. Dieser See ist so geheimnisvoll und spannend. Die Spiegelungen der Felswände sind grandios, und da und dort stürzen sich waghalsige Wasserfälle von den hohen Felswänden in die Tiefe.

Genau hier lebt ihre Freundin Fjørdine. Und die braucht Unterstützung. Aarelina textet ihren Zugpferdli-Freunden mit der Klickbox: «Am nächsten Sonntag braucht Fjørdine Hilfe bei einer Flottenparade. Wer Lust hat: Treffpunkt 10 Uhr in Quinten» Natürlich sind die anderen neugierig und reisen am Sonntag mit dem Zug an den Walensee.

Auch Gottara freut sich. Sie kennt Fjørdine zwar nicht und hat keine Ahnung, was eine Flotten-parade ist, aber sie weiss, wo Quinto liegt. Der Treno Gottardo bringt sie in kurzer Zeit dorthin. Aber wo sind die andern? Sie wartet ein paar Züge ab und schreibt dann schliesslich: «Wo seid ihr Schnecken? Und wo ist diese Parade?» Es dauert einen Moment, bis ihr klar gemacht werden kann, dass sie nicht in QuintO, sondern in QuintEN sein sollte.

«Ach, du bombastischer Misthaufen!», schimpft sie, bevor sie den nächsten Treno Richtung Ostschweiz besteigt. Dort schimpft sie weiter. «Nein, in die Ostschweiz. Dort will doch niemand hin. Dort ist alles nur flach oder höchstens hügelig. Es hat keine richtigen Berge, dafür viel Nebel und keine Palmen.» Immerhin freut sie sich, ihre Freunde zu treffen. Aus dem Zugfenster sieht sie bloss dichten Nebel und denkt: «Ach, wäre ich nur im Süden geblieben. Sobald ich kann, fahre ich wieder heim.»

Gottara findet heraus, dass Quinten gar keinen Bahnhof hat und sie in Unterterzen ein Schiff nehmen soll, um über den Walensee zu fahren. Sie steigt missmutig in Unterterzen aus. Doch dann realisiert sie, dass es hier keinen Nebel mehr hat und die Sonne scheint.

Und dann ist sie hin und weg. WOW, diese steilen Felswände sind ja noch krasser als in den Alpentälern! Auf beiden Seiten des Sees geht es senkrecht hinauf. Eine Seilbahn führt in die Höhe. Gottara denkt: «Da will ich unbedingt mal hochfahren.» Sie muss ihren Kopf weit nach hinten strecken, um die hohen Gipfel zu sehen.

Nach dem Staunen lässt sie die andern wissen, dass sie in Unterterzen ist und erhält die Antwort, dass man sie bald abholen wird. Kurz darauf hört sie ein lautes Hupen. Aber sie sieht kein Fahrzeug. Es hupt nochmals. Kommt das vom See? Ach ja, da nähern sich sechs mit Fähnchen dekorierte Schiffe voller Passagiere. Ist das etwa die Flottenparade? Ganz zuhinterst folgt ein winziges Boot. Es liegt flach auf dem Wasser und tanzt wild auf den Wellen.

Nach einer Weile erkennt Gottara die Mannschaft. Das sind ja ihre Zugpferdli-Freunde, die je ein langes Paddel halten, mit dem sie ein Holzfloss vorwärtstreiben! Gottara hüpft vor Freude auf und ab und ruft laut: «Hey, halloooo, hier bin ich! Wie bombastisch cool ist das denn?»

Bald ist auch Gottara auf dem Floss. Fjørdine hat den stärksten Händedruck, den sie je erlebt hat. Dieses Abenteuer ist jetzt richtig bomba la bomba bombastisch.

Als die Parade vorüber ist, paddeln die Zugpferdli an einen abgelegenen Steinstrand. Fjørdine macht ein Feuer und grillt Fische. Die andern bestaunen ihr Sammulseum voller Kunstwerke aus Schwemmholz. Gottara denkt: «Das ist der schönste Ort, an dem ich je gewesen bin.» Und dann entdeckt sie sogar Palmen! Sie ruft: «Träume ich, oder was?»

Am Abend paddeln alle nach Walenstadt, wo sie sich zuerst auf dem tollen Spielplatz vergnügen und den Sonnenuntergang geniessen. 

Dann steigen sie müde und glücklich in den Zug. Aber wo ist Gottara denn schon wieder?

Ach so. Sie hat beschlossen, noch ein paar zu Tage bleiben – und auch Nächte, wo sie mit Fjørdine am Lagerfeuer Lieder singt und das Leben geniesst.