Huhuu, ich bin Schneeduard!

Aarelina liebt es, am Wasser zu sein. Manchmal hat sie Sehnsucht nach einem Sonnenuntergang am Meer. Dann fährt sie an den Bodensee, wo man meinen könnte, man sei am Meer. Weil sie gerne Freunde um sich hat, hat sie Vralpi, Rhy-Nex, Esteban und Gottara mit einem besonders fruchtigen Kuchen geködert.

Aber sie sind gar nicht in Urlaubsstimmung, denn zwei Tage lang hat es dichte Regenwolken und am dritten Abend gibt es sogar heftige Gewitter mit Hagel. Sie brechen den Ausflug ab und fahren am nächsten Tag mit dem kupferfarbenen Traverso-Zug nach Hause.

Das ist zwar der Lieblingszug von Aarelina, aber trotzdem beschwert sie sich: «Wetter ist eine blöde Erfindung.» Esteban entgegnet: «Wetter ist keine Erfindung, das gibt es einfach»

«Oh doch, das Wetter kommt von Schneeduard Wätterwart», sagt Vralpi. Gottara schaut ihn mitleidig an: «Oh, mein süsses Vralpilein, glaubst du immer noch an Schneeduard Wätterwart? Das ist nur eine Märchenfigur, etwas für Kinderlieder.» Vralpi wehrt sich: «Nein, es gibt ihn wirklich. Er lebt auf dem Wetterberg.»

Die anderen lachen ihn aus und beginnen zu singen:

«Schneeduard Wätterwart Mit dem Regenbogenbart Guter Schäfchenwolken-Hirt Sag uns doch, wie’s Wetter wird Wetterschmöcker, Wetterfee Gibt es Regen oder Schnee? Sonnenschein, Nebelgrau? Wätterwart, sag’s ganz genau.»

Vralpi ruft beleidigt: «Ihr seid Dummköpfe! Gehen wir doch auf den Wetterberg, dann seht ihr Schneeduard selbst.» Aarelina kichert: «Okay, aber nur, wenn wir mit dem Traverso dorthin kommen.» Rhy-Nex sagt: «Man kann nicht im Zug den Berg hochfahren.» «Oh doch, das geht», behauptet Vralpi zwinkernd.

Nun sind die anderen neugierig geworden. Sie steigen in Herisau aufs rote Appenzellerbähnli und in Urnäsch aufs Postauto um und erreichen später die Schwägalp, wo sie ungläubig starren.

Aus dicken Wolken schwebt eine riesige Gondelbahn herunter, die genauso aussieht wie ein Traverso-Zug. Sie steigen verdutzt ein und fahren auf den Säntis.

Oben ist es bitterkalt. Ein heftiger Sturm schleudert ihnen Eiskörner ins Gesicht. «Ach, ich sage es ja», schreit Aarelina. «Wetter ist eine saudoofe Erfindung!» Gottara ergänzt: «Jawohl! Immer nur Sonnenschein: das wäre bombastisch.» «Dann würden aber alle Pflanzen sterben und wir auch», entgegnet Rhy-Nex. «Also gut, dann darf es alle drei Tage mal kurz regnen», sagt Gottara. «Aber jede andere Art Wetter könnte man abschaffen.» «Wer sagt denn einen solchen Unsinn?», sagt plötzlich eine Stimme hinter ihnen.

Die Zugpferdli kommen nicht aus dem Staunen heraus. Da steht doch tatsächlich Schneeduard Wätterwart. Vralpi glüht vor Stolz. Schneeduard sagt: «Wetter ist wichtig und spannend und schön und grossartig. Aber manchmal ist es natürlich unangenehm. Kommt herein. Ich zeige euch etwas.»

Dann führt er sie durch eine Wetter-Ausstellung. Je länger sie dort unterwegs sind, umso spannender finden sie das Thema Wetter. Am Schluss dürfen sie sogar einen Tornado selbst herstellen.

Esteban ruft: «Voll Action!»

Im nächsten Raum ist es Gottara, die begeistert ist. Schneeduard erklärt ihnen die Felsformationen des Säntis und wie der Berg überhaupt entstanden ist. Dann fragt er: «Wollt ihr noch meine Strahler-Sammlung sehen?»

«Du sammelst Sonnenstrahlen?», fragt Esteban.

«Nein, Strahler suchen in den Bergen nach Kristallen», erklärt Gottara. «Natürlich wollen wir die sehen.»

Nach der Besichtigung meint Aarelina, dass sie langsam wieder nach Hause fahren sollten. Aber vor lauter Begeisterung haben sie die letzte Talfahrt der Schwebebahn verpasst. Ach nein, was nun? Schneeduard lächelt und lädt sie in seine gemütliche Hütte ein, wo sie eine kurze Nacht verbringen.

Denn früh am Morgen werden sie geweckt. «Was soll das?», beschwert sich Rhy-Nex. «Es ist noch dunkel.» «Kommt auf den Gipfel», sagt Schneeduard. «Bald gibt es ein Spektakel.» Und tatsächlich: Im Osten wird es langsam hell und dann erleben sie einen atemberaubend schönen Sonnenaufgang.

Der Wind jagt viele farbige Wolken über den weiten Himmel. An gewissen Orten sieht man graue Schauer und sogar einen Regenbogen. «Ohne Wetter wäre das alles nur halb so schön», verkündet Schneeduard.

Dann spricht plötzlich ein Amerikaner, der mit einer Gruppe die frühe Säntis-Sonnenaufgangsfahrt genommen hat: «Wow, this is fantastic!» Rhy-Nex schmunzelt und sagt: «This is im Fall nöd nur fantastic, es isch sogar Säntastic!» Und alle lachen.

Aarelina behält auf der ganzen Zugsfahrt nach Hause ein Lächeln im Gesicht und schliesst immer wieder die Augen, um vom Sonnenaufgang zu tagträumen. Was für ein toller Ausflug das war. Weit schöner als ans Meer!